Das Abitur genießt in Deutschland traditionell einen großen Stellenwert. Besonders wichtig ist der Abischnitt. Denn dieser ist nicht nur ein Aushängeschild für die vermutete Begabung der Absolventen/innen, sondern auch wichtigste Eintrittskarte in den Beruf und in durch Numerus clausus beschränkte Studiengänge. Was liegt näher, als den eigenen Notenschnitt und damit das Abitur durch Nachhilfe zu verbessern?
Wann ist Nachhilfe für das Abitur sinnvoll?
Nachhilfe ist für die meisten Schüler/innen gleichbedeutend mit einer Notenverbesserung. Dennoch „lohnt“ sich Nachhilfe nicht immer. Es gibt aber Fälle, bei denen diese zusätzliche Auseinandersetzung mit dem Lernstoff sinnvoll ist. Das sind üblicherweise:
- längerer Ausfall durch zum Beispiel Krankheit,
- durch Schul-/Klassenwechsel verpasster Anschluss an den Wissensstand,
- Leistungsschwankungen durch Lehrerwechsel,
- familiäre/persönliche Probleme, die zu Lernschwierigkeiten führen
- wenn du dein Abitur nachholen möchtest.
Zusätzlich können alle Schüler/innen ihren Notenschnitt durch Nachhilfe verbessern, wenn sie bereit zu dieser Mehrarbeit ist. Dabei spielt es keine Rolle, ob schlechte Noten der Grund sind oder das Bestreben, den ohnehin guten Schnitt weiter zu verbessern. Wichtig dabei ist, dass die Schüler/innen aus eigenem Antrieb den Lernstoff vertiefen möchten.
Ein weiterer Anlass für Nachhilfe ist unstrukturiertes und unkonzentriertes Lernen. Wenn Schüler/innen die wichtigen Punkte nicht erkennen, immer wieder abgelenkt sind oder völlig planlos ans Lernen gehen, kann Nachhilfe sinnvoll sein. Denn dabei führt die Nachhilfekraft sie, bereitet Themen auf und lehrt das strukturierte Lernen und damit ein verbessertes Vorbereiten auf Klausuren oder mündliche Prüfungen.
Wenig sinnvoll ist Nachhilfe, wenn ein Schüler in der Breite extreme Schwierigkeiten hat, die schulischen Anforderungen zu meistern. In solchen Fällen ist häufig ein Schulwechsel die bessere Wahl. Ebenfalls ist Nachhilfe kein Allheilmittel, wenn Ursachen von schlechten oder aus persönlicher Sicht unzureichenden Noten nicht klar sind. In diesen Fällen sollte die Schüler/innen durch Gespräche mit Freunden, Lehrern und Eltern erst herausfinden, woher ihre Probleme wirklich kommen. Zum Beispiel kann Liebeskummer oder Streit zwischen den Eltern manchmal eine Ursache für einen rapiden Leistungsabfall in der Schule sein. Hier wäre die Stärkung des emotionalen Empfindens der einfachere Weg gegenüber Nachhilfe.
Was bringt Nachhilfe für das Abitur wirklich?
Es gibt einige Studien. Die Ergebnisse sind teilweise gegensätzlich. Daher gilt ganz klar: Für den Erfolg von Nachhilfe müssen unbedingt die Rahmenbedingungen stimmen. Es nutzt nicht viel, ein Kind oder Erwachsenen mit zusätzlichen Einheiten zu belasten, wenn er ablenkende Probleme hat oder in allen Fächern auf der Kippe steht. Wenn sich die Schüler/innen jedoch auf diese Lernform einlassen und sie strukturiert an die Sache herangehen oder sich diese Lernstruktur aneignen möchten, ist Nachhilfe eine sehr sinnvolle Möglichkeit, die eigenen Noten zu verbessern.
Allerdings ist das keine Dauerlösung, sondern eine vorübergehende Unterstützung, um die schwierigen Abiturinhalte zu festigen. Das kann die Verbesserung des Niveaus um fünf Punkte sein, aber auch eine des Niveaus um zwölf Punkte herum. Der individuelle Ausgangspunkt ist so verschieden wie die Schüler/innen selbst. Stimmen die Voraussetzungen, erreichen viele Schüler aber deutlich bessere Noten. In den beiden Abiturjahren ist dies gleichbedeutend mit einem besseren Abischnitt, da alle Leistungen – unterschiedlich stark gewichtet – in die Hochschulreife einfließen.
Letztlich hat eine gute Nachhilfe die Aufgabe, den Schüler/innen Selbstvertrauen in das eigene Lernen zu vermitteln. Dieser Punkt ist meistens bei der Frage nicht präsent, ob diese Lernform geeignet ist. Das tiefgründige Wiederholen, das intensive Beschäftigen und das klärende Fragen im Rahmen von Nachhilfestunden stärkt jedoch nach und nach das Vertrauen in die eigene Lernfähigkeit. Dadurch fällt es den Schüler/innen leichter, auch an neue Themen heranzugehen und sie verlieren häufig die Angst, etwas nicht zu verstehen. Das gute Gefühl, viel gelernt zu haben, trägt zudem tendenziell zu einer – individuell unterschiedlich – verbesserten Bewältigung der Prüfungssituation bei Klausuren und den Abschlussprüfungen bei.
Keine Angst vor Nachhilfe!
Schüler/innen müssen keine Angst vor Ausgrenzung haben. Denn diese Form der Lernunterstützung ist keine Seltenheit. Laut einer Studie der Bertelsmann-Stiftung erhalten 1,2 Millionen Schüler/innen Nachhilfe. Das sind etwa 14 Prozent. An Gymnasien liegt der Anteil sogar bei fast 19 Prozent. Daher steht diese nicht mehr für eine Unterstützung von „Dummen und Lernschwachen“. Vielmehr gibt es sogar spezielle Kursangebote, die sich explizit an angehende Abiturienten/innen richten. Ziel: Verbesserung des Abischnitts, um gute Berufs- und Studienchancen zu wahren. Speziell in der Abiturzeit nutzen viele Schüler/innen solche Angebote, um ihren Notenschnitt zu verbessern. Viele von ihnen kämpfen nicht um das Bestehen, sondern um eine bessere Nachkommastelle.
Welche Nachhilfeformen gibt es, worauf ist zu achten?
Wer sein Abischnitt verbessern möchte, kann aus verschiedenen Nachhilfeformen wählen. Je nach individueller Situation hat jede Variante ihre Vor- und Nachteile. Zur Auswahl stehen in erster Linie:
Gruppennachhilfe in Schulen oder Vereinen
Hier lernen die Schüler/innen in betreuten Kleingruppen von bis zu fünf Personen. Vorteil ist das Lernen miteinander und voneinander. Nachteil ist, dass einige Schüler/innen in Gruppen schlechter lernen und allgemein individuelle Probleme auf der Strecke bleiben oder andere bremsen können. Gruppennachhilfe gibt es in verschiedenen Formen: in Schulen, in Nachhilfevereinen, privat organisiert oder von Instituten angeboten.
Gruppennachhilfe durch Förderkurse in der Schule
Eine besondere Form sind Förderkurse, die viele Schulen anbieten. Während Gruppennachhilfe mehr oder weniger autonom organisiert ist, legen die Schulen einigen Schüler nahe, in bestimmten Fächern Förderkurse zu belegen, um ihre Schwächen gezielt auszumerzen. Ein Teil der Schüler/innen geht nur ungern zu diesem „Zusatzunterricht“. Vorteil ist allerdings, dass häufig eine andere Lehrkraft als die eigene unterrichtet und so lehrerspezifische Verschlechterungen sehr gut aufgefangen werden können.
Private Einzelnachhilfe bei (ehemaligem) Lehrer
Sehr beliebt ist Einzelnachhilfe bei einem ehemaligen Lehrer. Meistens ist diese Form etwas teurer und nicht alle Schüler/innen möchten ausgerechnet mit einem Lehrer lernen. Allerdings wissen diese in der Regel, Themen gut aufzubereiten und sind auch in Details fachkundig.
Private Einzelnachhilfe bei Student/Schüler
Schüler/innen und Studierende sind ebenfalls gefragt. Diese Form verspricht ein weniger verschultes Lernen, allerdings kann es diesen Partnern an didaktischen und inhaltlichen Detailwissen fehlen. Dennoch gehört diese Nachhilfeform zu den verbreitetsten in Deutschland.
Nachhilfe bei Instituten/Nachhilfevereinen
Viele Eltern setzen für ihre Schützlinge auf Nachhilfevereine oder Nachhilfeinstitutionen. Diese Anbieter von Lernunterstützung bieten ihrerseits viele verschiedene Varianten an. Vom „Lernen lernen“ über punktueller Unterstützung bei Schwächen bis hin zur gezielten Abiturvorbereitung.
Tipp: An vielen Orten gibt es eine schulpsychologische Beratung. Eine der Aufgaben der dortigen Fachkräfte ist es, für interessierte Schüler/innen bzw. mit den Eltern Nachhilfeangebote auszuloten und Empfehlungen für Ort und Form der Unterstützung zu geben. Wer sich unsicher bzgl. dieser Aspekte ist, findet dort erfahrene Ansprechpartner.
Nachhilfe zur Abiturvorbereitung: Worauf achten?
Welche Nachhilfeform Schüler/innen allein oder in Abstimmung mit ihren Eltern auch wählen, um zielgerichtet ihre Abinoten zu verbessern. Es gibt einige Punkte, auf die sie achten sollten. Denn weder gibt es aussagekräftige Qualitätssiegel noch dürfen die Nachhilfesuchenden auf ein gleiches Qualitätsniveau bei allen Anbietern hoffen.
Empfehlenswert ist eine Probestunde, um die Abläufe und die Lehrkräfte kennenzulernen. Diese sollte kostenlos sein. Schon bei der ersten Stunde lässt sich ein gewisses Grundmuster erkennen, ob die Interessen der Schüler/innen durch das Angebot ausreichend abgedeckt sind und die Chemie zwischen Anbieter und Nachhilfeform und den Schüler/innen stimmt.
Wichtig ist neben einem intensiven Blick in die Vertragsbedingungen die Frage nach der Laufzeit der Vereinbarung bzw. einer Kündigungsfrist. Während privat organisierte Nachhilfe in den meisten Fällen ohne Vertrag läuft und nach Stunden abgerechnet wird, fordern gewerbliche Anbieter häufig eine Mindestvertragslaufzeit oder bieten nur mittelfristige Kündigungsfristen. Führt der Unterricht nicht zum Erfolg, kommen die Schüler/innen nicht so schnell aus dem Vertrag heraus.
Schließlich sind die Kosten ein entscheidender Faktor. Die Preise für Nachhilfe variieren ganz erheblich. Das gilt auch für bestimmte Angebote, die eine Verbesserung der Abiturdurchschnittsnote zum Ziel haben. Das Preisgefüge reicht von ca. acht Euro bis zu 50 Euro pro Stunde. Bei Gruppennachhilfe ist der Betrag meistens etwas niedriger.
Schüler/innen und ggf. ihre Eltern haben also einige Punkte zu beachten, wenn das Notenniveau für das Abitur aufpoliert werden soll. Es ist ratsam, die regional verfügbaren Angebote genau zu prüfen und miteinander zu verglichen. Professionelle Strukturen und erprobte Abläufe bei gewerblichen Anbietern sowie Nachhilfevereinen und Instituten sind in der Regel etwas teurer, aber effektiv. Einzelunterricht zum Anheben des Wissensstandes in einzelnen Fächern kann mit einer privaten Nachhilfe organisiert werden. Da der Abischnitt für ihre Zukunft eine enorme Bedeutung hat, sollten die Schüler/innen im Rahmen der Möglichkeiten die Nachhilfe optimieren. Das zahlt sich in vielen Fällen durch spürbar bessere Noten und damit bessere Berufs- und Studienchancen aus.